1935

Quellen:
Gendamerieberichte 1935

Findort: Staatsarchiv München LRA 61613

Nr. 161; Monatsbericht der Gendarmeriestation Oberammergau 28.1.35

I. Allgemeine politische Lage:

1. Im Monat Januar 1935 ist die innerpolitische Entwicklung in Oberammergau die Gleiche, wie im Vormonat. Besonderheiten konnten nicht festgestellt werden.

2. Stand u. Tätigkeit der staatsfeindlichen Bestrebungen: Auch in dieser Beziehung ist nichts bekannt geworden. Eine Ortsgruppe der KPD. hat in Oberammergau nie bestanden. Die SPD. sind teils in die Ortsgruppe der NSDAP., teils in die SA. Reserve II eingetreten.

Sonstige Verbände bestehen in Oberammergau nicht.

3. Kirchenpolitik: Irgendwelche Wahrnehmungen von politischen Umtrieben der kath. Kirche in Oberammergau wurden nicht gemacht. In Oberammergau ist auch eine evangelische Kirche, welche von Murnau aus betreut wird u. kann Nachteiliges über etwa dort vorgekommenen politischen Umtriebe nicht gesagt werden.

Zu 4 u. 5. Wirtschafts-, Agrar- u. Kulturpolitik wird in Oberammergau nicht getrieben. In Oberammergau wird die Zeitschrift: „Oberammergauer- u. Kohlgruber Anzeiger herausgegeben u. hält sich der Verlag Uhlschmid an die politische Ordnung.

6. In Oberammergau besteht die Ortsgruppe der NSDAP, sowie eine Untergruppe der SS. Die Mitglieder des SA. Motorsturmes sind an den Sturm Oberau angeschlossen.

7. Juden u. Freimaurer sind in Oberammergau nicht ansässig.

8. Hie u. da sind in Oberammergau Ausländer zum kurzen Aufenthalt anwesend, jedoch kann über irgend etwaige Spionage oder Landesverrat nichts festgestellt werden.

Die Grenze gegen Tirol wird von einer SS. Patrouille, die in Linderhof stationiert ist, überwacht.

II.   Der Sicherheitszustand im Bezirk ist gut.

III. Wirtschaftliche Verhältnisse:

1. In Oberammergau wird nur wenig Landwirtschaft getrieben, so nur auch Viehzucht.

2. Die Schnitzerei ist hier der grösste Erwerb der Einwohner. Die sonstigen Gewerbsarten, wie Schreinerei, Zimmerei u. dgl. gehen z.Zt. sehr flau, da die Bauarbeiten fast ganz eingestellt sind. Die Gemeinde Oberammergau beschäftigt eine grössere Zahl von Arbeitern und ein anderer Teil ist bei der Ammerregulierung in Unterammergau beschäftigt.

IV. Sonstige ausserordentliche Vorkommnisse: Solche Vorkommnisse haben sich nicht ereignet.

Dietmaier, K.

Nr. 315; Monatsbericht der Gendarmeriestation Oberammergau 28.2.35

I. Allgemeine politische Lage:

1. Im Monat Februar 1935 ist die innerpolitische Entwicklung in Oberammergau die Gleiche, wie im Vormonat. Besonderheiten konnten nicht festgestellt werden.

2. Stand u. Tätigkeit der staatsfeindlichen Bestrebungen: Auch in dieser Beziehung ist nichts bekannt geworden. Eine Ortsgruppe der KPD. hat in Oberammergau nie bestanden. Die SPD. sind teils in die Ortsgruppe der NSDAP., teils in die SA. Reserve II eingetreten.

Sonstige Verbände bestehen in Oberammergau nicht.

3. Kirchenpolitik: Irgendwelche Wahrnehmungen von politischen Umtrieben der kath. Kirche in Oberammergau wurden nicht gemacht. In Oberammergau ist auch eine evangelische Kirche, welche von Murnau aus betreut wird u. kann Nachteiliges über etwa dort vorgekommenen politischen Umtriebe nicht gesagt werden.

Zu 4 u. 5. Wirtschafts-, Agrar- u. Kulturpolitik wird in Oberammergau nicht getrieben. In Oberammergau wird die Zeitschrift: „Oberammergauer- u. Kohlgruber Anzeiger“ herausgegeben u. hält sich der Verlag Uhlschmid an die politische Ordnung.

6. In Oberammergau besteht die Ortsgruppe der NSDAP, sowie eine Untergruppe der SS. Die Mitglieder des SA. Motorsturmes sind an den Sturm Oberau angeschlossen.

7. Juden u. Freimaurer sind in Oberammergau nicht ansässig.

8. Hie u. da sind in Oberammergau Ausländer zum kurzen Aufenthalt anwesend, jedoch kann über irgend etwaige Spionage oder Landesverrat nichts festgestellt werden.

Die Grenze gegen Tirol wird von einer SS. Patrouille, die in Linderhof stationiert ist, überwacht.

II.   Der Sicherheitszustand im Bezirk ist gut.

III. Wirtschaftliche Verhältnisse:

1. Die Schnitzerei ist hier der grösste Erwerb der Einwohner. Die sonstigen Gewerbsarten, wie Schreinerei, Zimmerei u. dergl. gehen z.Zt. sehr flau, da die Bauarbeiten fast ganz eingestellt sind. Die Gemeinde Oberammergau beschäftigt eine grössere Zahl von Arbeiter und ein anderer Teil ist bei der Ammerregulierung in Unterammergau beschäftigt.

2. In Oberammergau wird nur wenig Landwirtschaft getrieben, so nur auch Viehzucht.

Dietmaier, K.

Nr. 456; Monatsbericht der Gendarmeriestation Oberammergau 30.3.35

I. Allgemeine politische Lage:

1. Im Monat März 1935 ist die innerpolitische Entwicklung in Oberammergau die Gleiche, wie im Vormonat. Besonderheiten konnten nicht festgestellt werden.

2. Stand u. Tätigkeit der staatsfeindlichen Bestrebungen: Auch in dieser Beziehung ist nichts bekannt geworden. Eine Ortsgruppe der KPD. hat in Oberammergau nie bestanden. Die SPD. sind teils in die Ortsgruppe der NSDAP., teils in die SA. Reserve II eingetreten.

Sonstige Verbände bestehen in Oberammergau nicht.

3. Kirchenpolitik: Irgendwelche Wahrnehmungen von politischen Umtrieben der kath. Kirche in Oberammergau wurden nicht gemacht. In Oberammergau ist auch eine evangelische Kirche, welche von Murnau aus betreut wird u. kann Nachteiliges über etwa dort vorgekommenen politischen Umtriebe nicht gesagt werden.

Zu 4 u. 5. Wirtschafts-, Agrar- u. Kulturpolitik wird in Oberammergau nicht getrieben. In Oberammergau wird die Zeitschrift Oberammergauer- u. Kohlgruber Anzeiger herausgegeben. u. hält sich der Verlag Uhlschmid an die politische Ordnung.

6. In Oberammergau besteht die Ortsgruppe der NSDAP, sowie eine Untergruppe der SS. Die Mitglieder des SA. Motorsturmes sind an den Sturm Oberau angeschlossen.

7. Juden u. Freimaurer sind in Oberammergau nicht ansässig.

8. Hie u. da sind in Oberammergau Ausländer zum kurzen Aufenthalt anwesend, jedoch kann über irgend etwaige Spionage oder Landesverrat nichts festgestellt werden.

Die Grenze gegen Tirol wird von einer SS. Patrouille, die in Linderhof stationiert ist, überwacht.

II. Der Sicherheitszustand im Bezirk ist gut.

III. Wirtschaftliche Verhältnisse:

1. Die Schnitzerei ist in Oberammergau der grösste Erwerb der Einwohner, die sonstigen Gewerbsarten, wie Schreinerei, Zimmerei u. dergl. gehen z.Zt. flau, da die Bauarbeiten erst wieder richtig beginnen. Die Gemeinde Oberammergau beschäftigt eine grössere Zahl Arbeiter und ein anderer Teil ist bei der Ammerregulierung sowie beim Strassen- u. Flussbauamt beschäftigt.

2. In Oberammergau wird nur wenig Landwirtschaft getrieben und so auch wenig Viehzucht. Getreide wird sehr wenig, fast nicht nennenswert gebaut.

Dietmaier, K.

Nr. 621; Monatsbericht der Gendarmeriestation Oberammergau 30.4.35

I. Allgemeine politische Lage:

1. Irgendwelche Aenderung in der politischen Lage in Oberammergau ist auch im lfd. Monat nicht eingetreten.

2. Stand u. Tätigkeit der staatsfeindlichen Bestrebungen: Ueber diesen Punkt kann auch nichts gesagt werden, da hierüber nichts festzustellen war. Eine Ortsgruppe der KPD. hat in Oberammergau nie bestanden. Die SPD. sind teils in die Ortsgruppe der NSDAP., teils in die SA. Reserve II eingetreten.

Sonstige Verbände bestehen in Oberammergau nicht.

3. Kirchenpolitik: Die katholischen Geistlichen in Oberammergau halten sich den politischen Umtrieben fern. Die evangelische Kirche wird von Murnau aus betreut und ist auch über diese von politischen Umtrieben nichts bekannt.

Zu 4 u. 5. Wirtschafts-, Agrar- u. Kulturpolitik wird in Oberammergau nicht getrieben. Der Herausgeber der Zeitschrift „Oberammergauer- u. Kohlgruber Anzeiger“ der Verleger Heinrich Uhlschmid hält sich an die politische Ordnung.

6. In Oberammergau besteht die Ortsgruppe der NSDAP, sowie eine Untergruppe der SS. Die Mitglieder des SA. Motorsturmes sind an den Sturm Oberau angeschlossen.

7. Juden u. Freimaurer sind in Oberammergau nicht ansässig.

8. Vorübergehend halten sich in Oberammergau Ausländer (besonders Engländer) auf, von welchen bis jetzt über eine etwaige Tätigkeit von Spionage oder Landesverrat nichts in Erfahrung gebracht werden konnte. Die Grenze gegen Tirol wird von einer SS. Patrouille, die in Linderhof stationiert ist, überwacht.

II.  Der Sicherheitszustand im Bezirk ist gut,

III. Wirtschaftliche Verhältnisse:

1. Die Schnitzerei ist in Oberammergau der grösste Erwerb der Einwohner, Die sonstigen Gewerbsarten, wie Schreinerei, Zimmerei u. dergl. gehen z.Zt. flau, sind aber bereits durch die nun einsetzende Bautätigkeit mehr beschäftigt. Die Gemeinde Oberammergau beschäftigt eine grössere Zahl Arbeiter u. der andere Teil ist bei der Ammerregulierung sowie beim Strassen- u. Flussbauamt beschäftigt.

2. In Oberammergau wird nur wenig Landwirtschaft getrieben u. so auch wenig Viehzucht. Getreide wird sehr wenig, fast nicht nennenswert gebaut.

Dietmaier, K.

Nr. 864; Monatsbericht der Gendarmeriestation Oberammergau 31.5.35

1. Soweit bis jetzt übersehbar, ist die Oberammergauer Bevölkerung politisch in zwei Lager gespalten und zwar in eine grössere Gruppe der ehem. bayer. Volksparteianhänger und „SPD“, die zum Teil Unterschlupf in nationalen Verbänden „Stahlhelm“ usw. gefunden haben und teils sich ganz abschliessen oder abwartend verhalten, während der andere Teil, der kleiner zu sein scheint, hinter der heutigen Staatsregierung steht.

2. Die am 19.5.35 dahier durchgeführte Karitassammlung hat zu keinerlei Störung - wie in München vorgekommen, Anlass gegeben. Es wurden dafür nicht unerhebliche Beträge gespendet, soweit man aus den Sammellisten ersehen konnte. Über die anlässlich der Sammlung in München vorgekommenen Ausschreitungen seitens Angehöriger der „NSDAP.“ und auch über die neuerdings in München vorgekommenen Störungen jüdischer Geschäfte am 8. u. 25.5.1935, gegen die nicht rechtzeitig eingeschritten worden sein soll, hört man in der Bevölkerung und in der Hauptsache auch von hier zur Übung weilenden Truppen (Mannschaft und Offiziere) viel schimpfen und ist ihre Einstellung zur die SA. usw. nicht die beste. Es wird sogar davon gesprochen, dass wenn diesem eigenmächtigen Vorgehen bestimmter Leute in der „NSDAP.“ nicht Einhalt geboten und diese aus der Partei entfernt werden, das Militär im Benehmen mit der Landespolizei Ordnung schaffen würde. In diesem Zusammenhang wird besonders auch General der Artillerie von Fritsch genannt, der hiewegen mit führenden höheren Persönlichkeiten der „NSDAP.“ heftige Auseinandersetzungen gehabt haben soll.

3. Kirchenpolitik:

a)  evangelische Kirche: Die hier regelmässig durch einen evangelischen Geistlichen von Murnau abgehaltenen Gottesdienste sind nicht übermässig stark besucht und verlaufen ohne jegliche Störung. Der Geistliche hält sich bei seinen Ausführungen stets im Rahmen der ihm auferlegten Bestimmungen.

b) Auch die katholischen Geistlichen sind dahier durchwegs sehr zurückhaltend. Pfarrer Bogenrieder dahier betreut den katholischen Mädchenbund „Immertreu“ als Führer. Dieser Bund soll z.Zt. ca. 20 Mitglieder stark sein. Der katholische Jugendverein „Jungfront“, der unter Führung des Kooperators Eberlein dahier steht, tritt im Ort in der Öffentlichkeit bis jetzt nur wenig in Erscheinung und hat nicht allzuviele Mitglieder. In Uniform treten beide Vereine nur ab und zu in der Kirche auf. So wurden am Karfreitag von Kooperator Eberlein 2 Angehörige dieser Vereine während der kirchlichen Zeremonien vor dem Altar in Uniform aufgestellt, was von Leuten der NSDAP. usw. bekrittelt wurde.

4.Wirtschafts- und Agrarpolitik: 0.

5. Kulturpolitik (insbesondere Presse): Im Kath. Verlag Uhlschmid (Ammergauer Zeitung) ist als Neuausgabe das Buch „In Gottes Namen fahren wir“ erschienen (Siehe Beilage). In übrigen tritt Uhlschmid in seinem Blatt politisch nicht in Erscheinung und hält sich an die bestehenden pressepolizeilichen Bestimmungen.

6. NSDAP. und ihre Gliederungen: Hier besteht eine Ortsgruppe der „NSDAP.“ unter Führung des Malers Hans Alzinger von Oberammergau, z.Zt. ca. 190 Mitglieder stark, 1 SA-Sturm - 14/ J I - unter Führung des Hilfsarbeiters Markus B. dahier, 1 Trupp des „NSKK.“ unter Führung des Hoteliers Max S., 1 Gruppe SS. unter Führung des Vorstandes des hies. Turnvereins Josef P., Schnitzer, (soll früher Sozialdemokrat gewesen sein); H.J. mit Jungvolk und BDM. sowie eine Fliegergruppe (DLV.) unter derzeitiger Führung des Bahnassistenten G. in Unterammergau; ausserdem eine Ortsgruppe des Stahlhelms unter Führung des Verwalters Johann V. sowie 1. Sturm der SA. Reserve II unter Führung des Schnitzers Benedikt S. in Oberammergau.

7.Juden und Freimaurer sind hier nicht ansässig..

8. Ausländer mit ständigem Wohnsitz befinden sich z.Zt. 16 in Oberammergau davon 3 Österreicher, 7 Italiener, 3 Tschechoslowaken, 1 Amerikaner, 1 Schweizer und 1 Russe. Diese Leute stehen zum Grossteil im Arbeitsverhältnis; Verdacht der Spionage oder Landesverrat dürfte bei keinem der Leute gegeben sein.

II.   Sicherheitszustand: [1 Raub, 1 Landstreicherei, 1 Verbrechen gegen die Sittlichkeit]

III. Wirtschaftliche Verhältnisse:

Hier wird nur mässig Viehwirtschaft betrieben, Getreide kommt nicht und auch Kartoffeln nur wenig zum Anbau. Die in letzter Zeit über hies. Gegend gehenden Gewitter haben keinerlei Schaden angerichtet, da Hagelschlag nicht erfolgte.

Oberammergau ist in der Hauptsache auf Fremdenverkehr eingestellt. Es hat alles bereits zum Empfang der Sommergäste hergerichtet, die aber immer noch etwas spärlich vertreten sind.

Der Haupterwerbszweig - die Holzschnitzerei - hat z.Zt. guten Absatz. Die Bautätigkeit ist gering, doch konnten sämtl. Arbeitslose bei der Ammerregulierung sowie bei den Arbeiten zur Errichtung des neuen Oberammergauer Bades untergebracht werden.

Josef Steinbauer, HW. u. Stfhr.

Nr. 1153; Monatsbericht der Gendarmeriestation Oberammergau 29.5.35

I. Allgemeine politische Lage:

1. Das anlässlich der Fronleichnamsprozession durch die politische Polizei angeordnete Verbot des Mitführens von Abzeichen, Wimpeln und Fahnen von den katholischen Vereinen (Gesellenverein, Mädchenverein usw.) hat hier verstimmend gewirkt, was bei der früheren und auch jetzigen Einstellung des Grossteils der hies. Bevölkerung kein Wunder ist. Das Verbot wurde von den in Betracht kommenden Vereinen eingehalten. Die 8 Hausbesitzer, die an diesem kath. Feiertag weissblaue Fahnen gehisst haben, zogen die Fahnen auf diess. Veranlassung ohne Widerspruch ein. Im übrigen ist die Stimmung der hies. Bevölkerung nicht die beste; wenn irgend etwas beanstandet werden muss, heisst es immer gleich, „Das haben wir wieder dem 3. Reich zu verdanken.“ Es wird wohl noch lange dauern, bis hier alles richtig in’s Geleise kommt - vom Gemeinschaftssinn und Gemeinnutz ist wenig zu merken. Auffallend ist hier auch, dass man von der Bevölkerung und auch den Schulkindern nur selten den „Deutschen Gruss“ geboten bekommt und alles mit „Grüss Gott, Guten Abend“ usw. grüsst bezw. den Deutschen Gruss erwidert.

2. Stand und Tätigkeit der staatsfeindlichen Bestrebungen

a.Von einer Tätigkeit der ehemals marxistischen Parteien ist hier nichts zu merken. Die früheren Anhänger dieser Parteien verhalten sich zurückhaltend und sind teilweise in nationalsozialistische Organisationen und dem Stahlhelm untergetaucht.

b. Auch von monarchistischen Bestrebungen wurden bisher Wahrnehmungen nicht gemacht.

c. Schwarze Front (Strassergruppe) Tannenbergbund usw. bestand hier nicht.

3. Kirchenpolitik:

a.Evangelische Kirche: Die hier regelmässig Sonntags stattfindenden evangelischen Gottesdienste verlaufen im Rahmen des Erlaubten.

b.Die katholische Geistlichkeit: Pfarrer Bogenrieder und Kaplan Eberlein verhalten sich in der Öffentlichkeit in ihren Äusserungen sehr vorsichtig und zurückhaltend; Wahrnehmungen über staatsabträgliche Wülarbeiten konnten nicht gemacht werden.

c. Deutsche Glaubensbewegung: Fehlanzeige.

4. Wirtschafts- und Agrarpolitk: Fehlanzeige.

5. Kulturpolitik: Der Herausgeber der Ammergauer Zeitung - Heinrich Uhlschmid dahier, hält sich an die pressepolizeilichen Bestimmungen. Etwas sonderbar berührt es, dass Uhlschmid in Nr.74 der Oberammergauer Zeitung vom 27.6.35 für den „Peter- u. Paultag (29.6.35) ohne Befragung der Ortspolizeibehörde den ganzen Tag über Ladenschluss vorschreibt, obwohl es kein gesetzlich geschützter Kirchenfeiertag ist. Ob das auf Weisung der Kirchenbehörde geschehen ist, - die beiden Heiligen sind in Oberammergau die Kirchenpatrone - entzieht sich diess. Kenntnis.

6. NSDAP und ihre Gliederungen: Ohne Veränderung. Der Ortsgruppe Oberammergau der NSDAP. sind von der Gauleitung wegen der Vorkommnisse zwischen dem Sturmführer Jakob B. mit Ortgruppenleiter Alzinger und Bürgermeister Lang örtliche Sprechabende und Versammlungen angebl. immer noch verboten. Von B. sind gegen Bürgermeister Lang neuerdings wegen dessen Verhaltens Briefe mit Vorwürfen in seiner Amtsführung usw. an verschiedene höhere Staats- und politische Dienstbehörden gesandt worden. (Eine Abschrift wurde dem Bezirksamte in Vorlage gebracht.) Bürgermeister Lang dahier, der bisher Ortswalter der „NSV:“ Ortsgruppe Oberammergau war, wurde durch Verfügung der Reichsleitung der NSV. seines Postens am 16.6.35 enthoben. Der Grund hiefür ist nicht bekannt. Ein neuer Ortswalter ist noch nicht bestimmt.

7. Juden und Freimaurer sind im Bezirk nicht wohnhaft.

8.Ausländer mit ständigem Wohnsitz befinden sich z.Zt. noch 15 in Oberammergau. Diese Leute stehen zum Grossteil in Arbeit - Verdacht der Spionage oder Landesverrat besteht nicht.

II. Sicherheitszustand: Dieser ist z.Zt. gut. [15 Festnahmen, 5 wegen Auto- Motorrad- Fahrraddiebstahls, 1 Hoteleinschleichdiebstahl, 1 Passfälschung durch einen Jugoslawen, 1 Wilderei, 1 Strafvollzug, 2 wegen unbefugter Einreise nach Österreich, 4 wegen Bettelns und Landstreicherei.]

III. Wirtschaftliche Verhältnisse.

1. Landwirtschaft: Die hies. Landwirtschaftl. Bevölkerung treibt in der Hauptsache Vieh- und Milchwirtschaft. Getreide und Kartoffel kommen nur wenig zum Anbau. Hagelschlag ist bisher nicht erfolgt.

2. Handel, Gewerbe, Industrie und Arbeitsmarkt: Oberammergau, das in der Hauptsache auf Fremdenverkehr eingestellt ist, hat z.Zt. guten Fremdenbesuch. An Ausländern sind besonders zahlreich die Engländer vertreten. Die Holzschnitzereien haben guten Absatz. Die Bautätigkeit ist mässig; Arbeitslose sind hier nicht vorhanden. Das z.Zt. im Bau befindliche Bad wird vor 15.8.35 wohl kaum zum Badebetrieb übergeben werden können. Preissteigerungen auffälliger Art haben nicht stattgefunden.

IV: Sonstiges.

Das am 27. u. 28.6.35 hier deutlich verspürte Erdbeben ist durch einige kräftige Stösse in Erscheinung getreten; Sachschaden wurde jedoch nicht angerichtet.

Uz.: Steinbauer (HW und Stfhr)

Nr. 1502; Monatsbericht der Gendarmeriestation Oberammergau 30.7.35

1. Allgemeine Übersicht

Die innerpolitische Entwicklung in Oberammergau hat keine wesentliche Änderung erfahren. Ein grosser Teil der ehemals schwarzen Anhänger steht der heutigen Regierungsform immer noch ablehnend gegenüber. Offene Opposition wird in der Öffentlichkeit wohl nur wenig getrieben; man merkt jedoch allein schon aus den Gebärden und versteckten Redensarten ihre oppositionelle Einstellung.

Z.Zt. geht hier das Gerede, dass Herr Reichsstatthalter General Ritter von Epp zurücktreten soll, um dem Gauleiter Julius Streicher von Nürnberg Platz zu machen. Der Stahlhelm in Norddeutschland soll in offener Auflehnung gegen die Regierung stehen und aufgelöst worden sein, weil er bei Aufmärschen das Marschlied „Im dritten Reich marschieren wir und im vierten Reich regieren wir“ gesungen haben soll.

2. Stand und Tätigkeit der staatsfeindlichen Bestrebungen:

a. Marxismus und Kommunismus, SAP.: Von einer geheimen Tätigkeit dieser ehemals marx. Parteien ist hier nichts zu merken.

b. Auch monarchistische Bestrebungen konnten hier bisher nicht festgestellt werden.

c.Opposition (schwarze Front, Tannenbergbund usw.): Fehlanzeige.

3. Kirchenpolitik:

a)  evangelische Kirche: Die hier regelmässig stattfindenen Gottesdienste verlaufen ohne jede Beanstandung.

b)  Kath. Kirche: Kaplan Eberlein dahier, der gewöhnlich die Predigten des sonntäglichen Hauptgottesdienstes hält, wird in seinen Ausführungen von der Kanzel herab in der Opposition gegen die heutige Regierungsform und deren Bestrebungen immer deutlicher. Am Sonntag den 28.7.35 predigte Eberlein über das Evangelium-Motto „Hütet euch von der falschen Propheten im Schafspelz - denn sie sind reissende Wölfe.“ Er führte unter anderem aus, dass diese Evangeliumsworte gerade für die heutige Zeit sehr passend anzuwenden seien, er wolle darüber zwar keine politische Rede halten, doch könne er nicht umhin, gegen diese Religionserneuerer (gemeint war wohl Rosenberg und seine Anhänger), die ihren Glauben um 30 Schillinge verkauft und morgen vielleicht ihr Vaterland noch billiger verkaufen würden, Stellung zu nehmen. Der Kampf gehe heute um die kath. Kirche und ihre Einrichtungen und es solle sich alles um sie scharen, um diesen Kampf bestehen zu können und wenn daraus ein Golgatha würde. Es werde entweder nur einen Sieg oder Untergang geben. Der Staat habe nicht nur Rechte sondern auch Pflichten, die er einzuhalten und zu erfüllen habe. Gottesrecht gehe vor allem und breche Staatsrecht. Den Verkündern des Wort Gottes werde wohl mit Schwertern, Brandfackeln und Freiheitsberaubung sowie Gewalt entgegen getreten, der Leib, der für diesen Kampf eintritt, könnten sie wohl töten, niemals aber das von dem Künder gesprochene Wort, das weiter bestehen und bei den Gläubigen immer etwas hängen bleiben würde. Aus manchen Saulus würde noch ein Paulus werden. Die ganze Predigt hindurch verlief ein verschleierter Faden, aus dem in nicht misszuverstehender Weise die Kampfansage gegen die heutigen Regierungsbestrebungen zu erkennen war. Namen oder Organisationen wurden während der ganzen Predigt nicht genannt.

c) Deutsche Glaubensbewegung: Fehlanzeige.

4. Wirtschafts- und Agrarpolitik: Fehlanzeige.

5. Die hier erscheinende Zeitung (Oberammergauer und Kohlgruber Zeitung) Verlag: Heinrich Uhlschmied, hält sich an die pressepolizeilichen Bestimmungen.

6. NSDAP. und ihre Gliederungen: Die seit 1 Jahr über in der Oberammergauer Ortsgruppe der NSDAP. von der Gauleitung verhängte Versammlungssperre ist wieder aufgehoben worden. Die gegen Bürgermeister Lang und den Ortsgruppenleiter Alzinger der „NSDAP.“ erhobenen Vorwürfe der gegnerischen Gruppe B.-S., wurden durch Gauinspektor Steinhäuser und dem Beauftragten des Stellvertreters des Führers Pg. Eckert einer genauen Prüfung unterzogen und als unbegründet festgestellt. Bei der am 23.7.35 dahier stattgefundenen Versammlung, bei der Steinhäuser und Eckert zu diesem Thema ohne Namensnennung ausführlich Stellung nahmen, wurden die Pg. ermahnt, sich in Zukunft mehr zu vertragen und Parteidisziplin zu halten. Wegen des Briefes des Sturmführers Jakob B. gegen Bürgermeister Lang dahier, der sehr beleidigende Äusserungen in Bezug auf das Privatleben und die Amtsführung des Bürgermeisters Lang enthält, wurde B. durch das Kreisgericht Garmisch der NSDAP., da er den Wahrheitsbeweis für seine Behauptungen nicht antreten konnte, auf 2 Jahre seiner Amtswalterposten enthoben. B. hat gegen diesen Beschluss Einspruch an das Gaugericht der NSDAP. erhoben.

7. Juden und Freimaurer sind hier nicht wohnhaft.

8. Ausländer mit ständigem Wohnsitz befinden sich z.Zt. 17 hier. Anhaltspunkte, dass sie Spionage treiben, sind nicht vorhanden.

II. Sicherheitszustand: Der Sicherheitszustand im Bezirk ist z.Zt. sehr gut. [16 Festnahmen, 4 Betrug, 1 Unterschlagung, Rest Bettlerei und Landstreicherei]

III. Wirtschaftliche Verhältnisse:

1. Landwirtschaft. Die Heuernte ist sehr gut in Qualität und Quantität ausgefallen. Das Getreide, das hier nicht ausreift, kommt nur in wenig Fällen zum Anbau.

2. In Handel, Industrie und Gewerbe sind Änderungen nicht eingetreten. Arbeitslose sind hier z.Zt. nicht mehr vorhanden. Eine fühlbare Steigerung in den letzten Monaten macht sich bei den Eierpreisen und Fleischpreisen bemerkbar, die besonders von den Arbeitern und Gehaltsempfängern schwer getragen werden kann. Die Holzschnitzereien haben jetzt in der Hochsaison guten Absatz. Der Fremdenverkehr ist mittelmässig; in der Hauptsache hat O.gau nur Durchgangsverkehr.

Nr. 1883; Monatsbericht der Gendarmeriestation Oberammergau; 30.8.35

1. In Oberammergau unverändert. Z.Zt. wird hier das Gerücht verbreitet, dass die Übernahme der Regierungsgeschäfte durch die NSDAP. die deutsche Reichsschuld 4 Milliarden RM betragen habe und jetzt durch die enormen Rüstungen usw. betrage diese bereits 14 Milliarden RM. Auch seien Bestrebungen im Gange, den ehem. Staatsminister Esser wieder in Amt und Würde einzusetzen, trotz der bekannten Vorgänge mit der Tochter des Hofbräuhauspächters.

3. Kirchenpolitik: Katholische Kirche. Kaplan Eberlein, von Oberammergau ist bei seinen Ausführungen während der sonntäglichen Predigten etwas mässiger und zurückhaltender geworden. Er scheint davon bereits Kenntnis erhalten zu haben, dass die sonntäglichen Gottesdienste von hies. Gendarmerie überwacht werden.

Bemerkenswert dürfte auch sein, dass sich Pfarrer Dr. Bogenrieder vor einigen Tagen von seinen Stammtischfreunden mit dem Bemerken verabschiedete, dass er auf 14 Tage in Urlaub fort fahre und auch dann am nächsten Tag abgefahren ist. Am nächsten Tag kam Dr. Bogenrieder jedoch schon wieder nach Oberammergau zurück. Wie man hört, soll er sich beim Ordinariat in München persönlich auf Urlaub abgemeldet und von dort die Weisung erhalten haben, sich sofort wieder auf seinen Posten nach Oberammergau zurückzubegeben.

6. NSDAP. und ihre Gliederungen: Wie bereits berichtet, wurde der Transportunternehmer Jakob B. von Oberammergau, wegen der bekannten schriftlichen Angriffe auf den Bürgermeister Lang von Oberammergau vom Kreisgericht der NSDAP. in Garmisch seiner Amtswalterposten auf die Dauer von 2 Jahren enthoben. B. hat gegen den Beschluss des Kreisgerichtes Garmisch Einspruch erhoben, dem vom Gaugericht der NSDAP. stattgegeben wurde. In dieser Angelegenheit hat nun am 9.8.1935 in Oberammergau im hies. Rathaus eine Sitzung des Gaugerichtes der NSDAP. stattgefunden, wozu vom Amtsgerichte Garmisch die Strafakten des B. zur Verfügung gestellt wurden. Wie man hört, konnte die Angelegenheit B.-Lang auch bei dieser Sitzung des Gaugerichtes noch nicht zum Abschluss gebracht werden.

II. Sicherheitszustand: Der Sicherheitszustand ist z.Zt. im Bezirke sehr gut. [10 Festnahmen, 2 Unterschlagung und Einbruchdiebstahl, 1 Unterschlagung, 1 Betrug, 1 Diebstahl, 5 Bettelei und Landstreicherei]

III. Wirtschaftliche Verhältnisse

1. Landwirtschaft. Die Grummeternte, die qualitativ gut ausgefallen ist, ist in vollem Gange.

2. Handel, Industrie und Gewerbe, Arbeitsmarkt. Die Fremdensaison ist in der Abnahme begriffen. Im August war Oberammergau von Fremden, insbesondere von Engländern stark besucht. Die Holzbildhauer sind voll beschäftigt; die Schnitzereiwaren fanden sehr guten Absatz. Die Bautätigkeit ist etwas im Abflauen; doch gibt es immer noch soviel Arbeit, dass Arbeitslose in Oberammergau nicht zu verzeichnen sind. Preissteigerungen haben in diesem Monat nicht stattgefunden.

Nr. 2775; Monatsbericht der Gendarmeriestation Oberammergau; 29.11.35

I. Allgemeine politische Lage:

1. Allgemeine politische Uebersicht über die innerpolitische Entwicklung im Berichtsmonat: In innerpolitischer Hinsicht ist keine Veränderung eingetreten und die Lage ruhig.

2. Stand u. Tätigkeit der staatsfeindl. Bestrebungen: Schuhmachermeister Johann Sepp von Oberammergau äusserte sich erst kürzlich in betrunkenem Zustande über den hies. Bürgermeister Lang im Zusammenhang mit dem Kasernenbau in beleidigender Weise und erwähnte dabei, dass durch das Militär, das nach Oberammergau komme, der ganze Ort verseucht werde.

Wie erst jetzt in Erfahrung gebracht wurde, äusserte sich der Schreinermeister Ludwig Kraus von Oberammergau am 9.11.35 mittags in dem Friseurladen Meder in O.gau anlässlich der Rundfunkübertragung von der Überführung der 16 Blutopfer vom 9.11.23 von der Feldherrnhalle zum Königsplatz in München in ganz gemeiner Weise und soll wörtlich gesagt haben: „Ich tät lachen, wenn’s ihnen über Nacht die Knochen gestohlen und in die Kisten (Särge) hineingeschissen hätten.“ Sepp und Kraus gehörten früher zu den Anhängern der BVP., Kraus war bis jetzt Angehöriger des Stahlhelms. Nach Abschluss der Erhebungen wird gegen Kraus Strafanzeige erstattet.

5.  Kulturpolitik: Gelegentlich einer Kontrolle in den Buchhandlungen Karl Reith und Heinrich Uhlschmid in O.gau wurde festgestellt, dass diese den „Lahrer hinkenden Boten neuer historischer Kalender 1936“ zum Verkauf aufgelegt haben. Die noch vorhandenen Exemplare - 5 Stck. - wurden gem. Beschluss der Bayer. Politischen Polizei von 16.11.35 (Bayer. Pol. Blatt. Nr. 152/ 35 Ziff. 10) sichergestellt.

II.Sicherheitszustand: Der Sicherheitszustand im Bezirk ist z.Zt. sehr gut. [4 Festnahmen, 1 zum Strafvollzug, 1 Diebstahl, 1 Landstreicherei, 1 Bettelei]

III. Wirtschaftliche Verhältnisse: Preissteigerungen und Lohnforderungen haben nicht stattgefunden. Dagegen macht sich auf dem Fett- und Buttermarkt eine Knappheit bemerkbar, die von einzelnen benützt wird, im Trüben zu fischen. So musste gegen den Molkereibesitzer Karl G. von Kohlgrub mit Anzeigeerstattung vorgegangen werden, da er sich nicht scheute, die an hies. Lebensmittelgeschäfte gelieferten Butterpakete zu ½ Pfund fortgesetzt und vorsätzlich um 25 bis 30 g zu verringern. Er rechnete anscheinend damit, dass die Leute durch die Butterknappheit froh sind, wenn sie welchen bekommen und deshalb auch nichts sagen, wenn sie um ihr Geld weniger bekommen.

Eine am 19.11.35von hies. Gendarmerie vorgenommene Kontrolle der hies. Lebensmittelgeschäfte ergab, dass sämtlich von G. vorher frisch gelieferten ½ Pfund Butterpackungen (ca 80 Pfund) ein Untergewicht von 25-30 g hatten, während bei anderen Butterlieferanten das Gewicht stimmte, teilweise sogar Übergewicht vorhanden war.

Arbeitslose sind im Bezirk nicht vorhanden. Durch den Strassenbau zur Kaserne hat O.gau grossen Zuzug von fremden Arbeitern erhalten, die sich bisher anständig verhielten.

Nr. 3017; Monatsbericht der Gendarmeriestation Oberammergau; 31.12.35

I. Allgemeine politische Lage:

1. Allgemeine politische Uebersicht über die innerpolitische Entwicklung im Berichtsmonat: In innerpolitischer Hinsicht ist es sehr ruhig. Die Ortsbewohner erwarten sich durch die Vermietung von Zimmern an die Schiläufer und an die Arbeiter des Kasernenbaues einen leichten Verdienst.

2. Stand u. Tätigkeit der staatsfeindl. Bestrebungen: Der verh. Schreinermeister Ludwig Kraus von Oberammergau sprach anläßlich der Totenehrung am 9. Nov. 35 in München im Friseurladen Mederer zu dem ihn bedienenden Friseurgehilfen folgendes: „Gelacht hätte ich, wenn sie übernacht die Kisten aufgebrochen, die Beine herausgeschmissen und hineingeschissen hätten.“ Gegen Kraus wurde von hier Strafanzeige erstattet. Am 20.12.35 wurde er im Auftrag der Bay. Pol. Polizei in Schutzhaft genommen und in das A.-G.-Gef. Garmisch-Partenkirchen eingeliefert. Am 24.12.35 wurde er wieder aus der Haft entlassen.

3. Kirchenpolitik: Die Geistlichen von Oberammergau, insbesondere Kaplan Eberlein, haben in der letzten Zeit nur mehr Predigten von rein kirchlichen Charakter gehalten. Ausfälle in politischer Hinsicht bzw. abfällige Bemerkungen gegen die Regierungen sind nicht mehr vorgekommen.

4. Wirtschafts- und Agrarpolitik: Der Fremdenverkehr an den Feiertagen (Weihnachts-) entsprach nicht den allgemeinen Erwartungen. Insbesondere sind die wenigen, die an den Feiertagen noch hier waren, unmittelbar nach den Feiertagen wegen der schlechten Schneeverhältnisse wieder weggefahren. Die Lebensmittelpreise sind normal und den Vorschriften entsprechend. Die Butterknappheit hat etwas nachgelassen. Die Verbraucher bekommen die Butter zwar in kleineren Mengen aber für jedermann ausreichend.

5. Kulturpolitik (insbesondere Presse): Die Lokalzeitung hält sich im Rahmen der nationalsozialistischen Weltanschauung. Verbotene Schriften, Flugblätter usw. sind hier im Berichtsmonat nicht aufgetaucht.

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II. Sicherheitszustand: Der Sicherheitszustand im Stationsbezirk ist sehr gut.[Festnahmen, 1 Schutzhaft wegen Heimtückegesetz, 1 Paßvergehen, 1 Vergehen gegen Hausiersteuergesetz, 2 Landstreicherei, 1 Bettelei]

III.   Wirtschaftliche Verhältnisse:

Der Absatz der Schnitzereien war in diesem Monat ausgezeichnet. Die meisten Betriebe waren vor den Feiertagen mit den Arbeiten überhäuft. Arbeitslose gibt es z.Zt. hier nicht. Die Nachfrage nach Brettern und Sand für den Kasernenbau ist sehr groß.

I.V. Karrer, H.-W.